Eva und Günter Hans spenden Platinstifterbiefe
Eva Hans Günter Hans
(*30.07.1927 - † 05.02.2018) (*11.06.1926 - † 12.07.2013)
Eva Toni Erika Hans, geborene Günther, wurde am 30.07.1927 in Rathenow geboren. Ihre Mutter, Toni Günther, geborenen Döbbertin, starb 1945 an Blutkrebs. Ihr Vater, Erich Günther, arbeitete als Feinmechaniker in den Rathenower Optischen Werken. Eva Günther wurde in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche getauft und konfirmiert. und besuchte vom 01.04.1934 -31.03.1944 die Grund- und Mittelschule in Rathenow und von 1944 -1945 die Oberschule in Rathenow. Von 1945 -1946 arbeitete sie bei der Firma Voß in Rathenow und versah Heimarbeit. Danach ging sie als Sprechstundenhilfe bei Dr. Annemarie Burgund (01.11.1946 -14.11.1953) und unterbrach ihre Arbeit, um der fast blinden Großmutter im Haushalt zu helfen. Als der Sohn der Großmutter das zweite Mal heiratete, war sie im Haushalt nicht mehr vonnöten. Danach arbeitete sie als Sprechstundenhilfe bei der bekannten Rathenower Praktischen Ärztin Conradine Rothenberg, wo sie bis zu ihrem Eintritt ins Rentenalter angestellt war (10.08.1954 – 31.05.1985). Conradine Rothenberg war eine Rathenower Institution und es gibt unzählige Anekdoten über sie und über ihren Umgang mit den Patienten. Sie kam aus dem Hannoverschen und hatte ihren Hannoveraner Akzent nie verloren. Wie man so sagte, s-tolperte sie immer über den s-pitzen S-tein. Der damalige Kreisarzt Dr. Rudolf Müller schätze sie als gute Diagnostikerin und sorgte dafür, dass sie in der DDR den Titel Sanitätsrätin bekam und Verdienter Arzt des Volkes wurde. Die DDR achtete sehr auf die eine gute Ausbildung ihrer Menschen. So erhielt Eva Hans berufsbegleitend am 01.03.1972 die Anerkennung als Sprechstundenschwester und 1975 die Anerkennung als Fachschwester. Am 30.07.1952 heiratete Eva Günther in Rathenow Günter Willi Georg Hans. Die beiden hatten sich beim Sport kennengelernt. Er war im Rathenower Schwimmverein und sie bei den Ruderern. Günter Hans war am 11.06.1926 in Rathenow geboren worden. Er war Finanzbeamter und musste noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges an die Westfront, wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet, aber bald wegen seiner Jugend nach Haus entlassen wurde. Als er aus der Gefangenschaft zurückkam, arbeitete er als Buchhalter im Sägewerk Großwudicke und ließ auch beim Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 aus Spaß die Sägewerkssirene mehrmals aufheulen, was aber niemanden im Dorf störte. Er hatte eine Gabe mit Zahlen umzugehen. 1958 gründete Kurt Haupt die Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) „Johann Heinrich August Duncker“ und Günter Hans wurde 1960 dort Hauptbuchhalter. Konrad Haupt hatte Werkzeugmacher gelernt und arbeitete als Meister in der PGH Duncker. Es kam zu einer freundschaftlichen Bindung zwischen den beiden Männern. Günter Hans unterrichtete seinen Freund in finanztechnischen Dingen. Als beide ein Rechenzentrum für die PGH Duncker von der Firma „Robotron“ installierten und programmierten, wurden die Bande noch enger. Als Genossenschaft hatte die PGH Duncker 1972 11 Millionen Mark der DDR an Kapital, Gebäuden und Maschinen erarbeitet. Als im gleichen Jahr die Genossenschaft in den VEB Herman Duncker überführt wurde, kam das praktisch einer Enteignung gleich. Stasi-Mitarbeiter, die im Betrieb ein- und ausgingen, setzten die Mitarbeiter gezielt unter Druck, sodass alle endlich der Überführung zustimmten. Während die Produktionsgenossenschaft Duncker sich auf den Begründer der Optischen Industrie in Rathenow, den Pfarrer Johann Heinrich August Duncker (*14.01.1767 - †14.06.1843), berief, war der VEB Hermann Duncker nach dem Kommunisten Hermann Ludwig Rudolph Duncker (*24.05.1874 - † 22.07.1960) benannt worden, was den nationalen und internationalen Kunden zuerst gar nicht auffiel. 1975 erfolgte die Eingliederung des VEB Herrmann Duncker als selbstständiger Kombinatsbetrieb in das Kombinat Carl Zeiss Jena. Günter Hans war aus fachlichen Gründen gegen die politische Einmischung von inkompetenten Parteileuten und wurde deshalb unter Druck gesetzt. Günter Hans hatte 1977 den von ihm in führender Position mit aufgebauten Betrieb verlassen und war als Buchhalter zur Kommunalen Wohnungsverwaltung gegangen, wo sehr schnell seine finanztechnische Begabung erkannt wurde und er nach Potsdam in die Zentrale berufen wurde. Ab 1972 hatte Kurt Haupt die Leitung des VEB Hermann Duncker übernommen und ging 1975 in den Ruhestand. Ab 1975 übernahm dann sein Sohn, Konrad Haupt, die Betriebsleitung. 1978 wurde der VEB ROW (Rathenower Optische Werke) mit dem VEB Hermann Duncker fusioniert und hieß VEB ROW Hermann Duncker. Als 1989 der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde, bekamen Günter Hans und Konrad Haupt nach den Vertragsfestlegungen „Rückgabe vor Entschädigung“ den Betrieb als „GmbH Duncker“ wieder zurück. Günter Hans hatte alle Vorgänge der Enteignung akribisch kopiert und konnte den Nachweis dafür erbringen. Die Betriebsstätten wurden wieder Eigentum der GmbH Duncker und die Produktion begann. Die Kapitalgrundlage war allerdings sehr dünn. Die Facharbeiter vom ROW, die ehemalig bei der PGH Duncker beschäftigt waren, kamen nicht zur neuen Duncker-GmbH, weil sie glaubten, ihre Arbeitsplätze seien sicher. Als dann die Entlassungswellen losging, sollte die Duncker-GmbH über 800 Arbeiter einstellen, was nicht möglich war. Die ehemaligen Genossenschaftler der PGH Duncker verlangten aber ihre finanziellen Anteile aus dem Genossenschaftseigentum zurück, was 1996 zur Insolvenz der Duncker-GmbH führte. Günter Hans schied danach aus dem Berufsleben aus. Er reiste gern und war mit dem Schiff in der Arktis und Antarktis. Er arbeitete an seinem Computer wie ein richtiger Buchhalter, nur, dass es jetzt um seinen kleinen Familienhaushalt ging. Nach dem Tode ihres Mannes am 12.07.2013 fühlte sich Eva Hans doch recht allein und wollte auch keine neuen Bindungen mehr eingehen. Auf den Schiffsreisen hatte sie ihren Mann nicht begleitet, denn sie mochte das Reisen nicht. Dafür war sie in ihrer Sprechstunde mit SR Conradine Rothenberg der Mittelpunkt und fühlte sich dort immer zu Hause. Sie war eine ruhige Frau, zu der man schnell Vertrauen fasste. Sie aß gern Karpfen und Aal und hatte auch immer ein paar Schuppen eines Karpfens in ihrem Portmonee. Ein Aberglauben sagt, dass ihr damit nie das Geld ausgehen würde. Als Eva Hans am 14.06.1992 ihre Jubelkonfirmation in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche feierte, reifte bei dem Ehepaar die Idee, einen Teil ihres Vermögens dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. zu hinterlassen. Am 05. 02.2018 starb Eva Hans im gesegneten Alter von 91 Jahren, alt und lebenssatt. Nach dem Abzug aller Verbindlichkeiten überwies der Testamentsvollstrecker Konrad Haupt am 27.07.2018 33.290,63 € auf das Konto des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V.. Im Gedenken an Eva und Günter Hans wurden die Stifterbriefe Nr. 11-16 in Platin und Nr.12 in Gold und Nr. 62 in Bronze sowie der Stifterbrief für die Säulensteine Nr. 12132 -12189 ausgestellt.
© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß 27.07.2018